Kindschaftsrecht = Gesellschaftspolitik XXL
Das Kindschaftsrecht ist ein Spiegelbild unserer gesellschaftlichen Werte & Normen. Auf welcher Basis entscheidet man z.B.,
- wer wieviel Zeit mit dem Kind verbringt?
- wie sich Eltern die Betreuung nach der Trennung und zuvor aufteilen?
- ob traditionelle, oder zukunftsorientierte Rollenmodelle angesteuert werden?
- welche Bedeutung Gleichberechtigung in dieser Frage beigemessen wird?
und vieles andere mehr.
Oberflächlich betrachtet wird das Kindschaftsrecht schnell auf die Seite geschoben und Spezialist:innen zugeordnet. Genauer betrachtet fühlen sich die meisten überfordert, nicht der Komplexität, sondern der gesellschaftspolitischen Brisanz wegen.
So unscheinbar das Thema auf den ersten Blick zu sein scheint, wirft es doch Fragen auf, die mitten in unserer Gesellschaft wurzeln:
- Welche gesetzlichen Bestimmungen befördern einen Ausgleich zwischen den Geschlechtern?
- Welchen Wert hat die Vater-Kind-Beziehung in unserer Gesellschaft?
- Geschlechterstereotypen im Umbruch. Wie kann der Übergang vom patriarchalen Denkmuster, hin zur Gleichberechtigung unterstützt werden?
- Wo steht Österreich familienrechtlich im internationalen Vergleich?
- Was hat das Kindschaftsrecht mit dem Gender-Pay-Gap zu tun?
- Wie verteilt sich Care-Arbeit in unserer Gesellschaft, oder die andere Seite von Revierverteidigung?
- Wie können Väter besser in die Verantwortung gebracht werden?
- Sind Väter gleichberechtigt?
- Wie verhält sich ein Alleinbestimmungsrecht von Müttern gegenüber den Kindern zu feministischen Anliegen?
- Welche Werthaltung spiegelt ein Rechtssystem, das Beschlüsse gegen Mütter nicht durchsetzt? Wie gehen andere Länder mit Kontaktverweigerung um?
- Doppelresidenz ist in Schweden das gängigste Nachtrennungsmodell. Woran orientiert sich eine gesetzliche Notwendigkeit?
- Welchen Belastungen sind Eltern und Kinder im Scheidungsprozess ausgesetzt?
- Wie sieht die Situation in Österreich aus?
- Gibt es Best-Practice-Modelle aus anderen Ländern?
- Wie sieht es mit der Wirtschaftlichkeit der verschiedenen Modelle aus?
- Eltern-Kind-Entfremdung?
- Gibt es die?
- Und wenn ja, mit welchen Auswirkungen?
- Was sagt das über die Werthaltungen unserer Gesellschaft aus?
- Wie geht man mit Hochstrittigkeit um?
- Österreichische Pflegschaftsverfahren im Vergleich mit dem Cochemer Modell, der Warendorfer Praxis und dem australischen Modell
- Welche Gesetze müssten verändert werden, damit die Voraussetzungen einer gemeinsamen Elternschaft bereits ab Beginn derselben besser gewährleistet werden würden? (Stichwort: Familienarbeitszeit, verpflichtende Karenzzeit für Väter….)
- Warum tun sich gerade Deutschland und Österreich so schwer, sich vom Muttermythos zu verabschieden?
- Das Phänomen „Rabenmutter“ ist ein originär deutschsprachiges. Zufall?
- Stimmt die Hypothese: “Je demokratischer und offener ein Staat, umso geschlechterstereotyper die Berufswahl” Wenn ja, wie geht eine moderne Gesellschaft damit um?
- Nationalsozialismus und seine Nachwirkungen. Täter-Väter und Opfer-Mütter. Muttermythos. Gibt es einen Zusammenhang?
- Rings Lechts. Doppelresidenz Gegner und Befürworter, eine Widersprüchlichkeit. Wie kommt es dazu?
- Warum relativiert die “Linke” den Begriff der “Leiblichkeit” nur in Bezug auf Väter, während sie gleichzeitig alles tut, um denselben im Zusammenhang mit Müttern zu schützen?
- „Im Osten suchte ich mir einen Partner.” „Hier im Westen suchen Frauen einen Ernährer.” Oder, was hat uns der Osten Voraus?
- Warum ist die Doppelresidenz in den ehemaligen Ostblockstaaten viel selbstverständlicher als in Österreich? Und warum dienen sie Österreich trotzdem nicht als Vorbild?
- Was haben Muttermythos, Hochstrittigkeit, Entfremdung und Macht gemeinsam?
- Könnten spieltheoretische Überlegungen helfen?
- Inwiefern hängen Kindschaftsrecht und patriarchale Gesellschaftsstrukturen zusammen und welcher Modelle bedarf es, um dem entgegenzuwirken?
- Gibt es Parallelen zwischen
- dem Kampf der Männer um die Oberhochheit im „Außenverhältnis“ der Familie (im auslaufenden 20. Jahrhundert) und
- dem Kampf der Frauen um die Oberhochheit im „Innenverhältnis“, also in Bezug auf das Kind (heute)?
- Haben Frauen Macht und wenn ja, wie gehen sie damit um?
- Was bedeutet es, wenn der Bundesgerichtshof (D) auf den Antrag eines Vaters um das gemeinsame Sorgerecht beschließt: „Das gemeinsame Sorgerecht gegen den Willen der Kindesmutter läuft von vornherein dem Kindeswohl zuwider.“
- Sind Mütter gewalttätig gegenüber Kindern (physisch und psychisch) und wenn ja, wie geht die Gesellschaft damit um?
- Ist Elternentfremdung ein Kavaliersdelikt?
- Wohin fließen öffentliche Förderungen? Kann die einseitige Finanzierung von Frauenorganisationen, unter Vernachlässigung von Männerorganisationen, die zugehörigen Probleme lösen?
- Warum kommen Dokumentationen wie “The Red Pill” nicht in unsere Kinos und werden auch nicht vom öffentlich rechtlichen Rundfunk gesendet?
- Was sagt die Forschung über das Modell der Doppelresidenz?
- Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen und Verfahrensabläufe befördern Scheidungskonflikte und welche stehen dem entgegen?
- Entsprechen die momentanen hierarchischen Verfahrensabläufe unserer Zeit?
- Warum hat sich Luxemburg schnell vom Frauenministerium verabschiedet und einem Familienministerium den Vorzug gab?
- Gewaltdiskurs innerhalb der Familie in der Wissenschaft?
- Sind die Anliegen von Väterrechtlern politisch rechts einzuordnen?
- Unterdrückte Wissenschaft: Studien über die Doppelresidenz werden behandelt, als gäbe es sie nicht. Forschungsergebnisse in Deutschland werden unterdrückt und führen zu parlamentarischen Debatten. Was läuft da schief?
- Sind österreichische Kinder anders, oder warum werden internationale Studien nicht einbezogen?
Solche Fragen und viele mehr werfen sich auf, taucht man nur ein wenig in das Kindschaftsrecht ein. Medien scheuen sie. Die Angst, sich damit zu verbrennen, lässt sie meist Abstand nehmen. Aber nur wer sich mit einer Sache gemein macht und den Boden neutraler Berichterstattung verlässt, läuft Gefahr, zwischen den Fronten zerrieben zu werden.
Was wir momentan in dieser Frage erleben, ist ein “schwarz/weiß”-Denken. Helmut Lethen warnt in seinem Buch “Verhaltenslehren der Kälte” vor dem “Entweder/Oder” der 20iger der Zwischenkriegszeit und zieht Parallelen zum Heute.
Reden wir. Diskutieren wir. Journalisten schreibt darüber. Kommen wir von einem entweder/oder zu einem sowohl als auch. Aber wie sieht das aus? Das werden wir nur herausfinden, wenn wir diesen Weg beschreiten.
Pototschnig Anton
Obmann der Plattform “Wir Väter”
Bildcredits: Midjourney