Vater werden
Du bist werdender Papa und fragst dich so, was auf dich zukommt. „Wir Väter“ haben uns da ein bisschen umgehört und Informationen von der Wissenschaft gesammelt, die der Bedeutung von Vätern für das Kind nachgegangen sind. Die Dokumentation: „Mensch Papa! Die Wissenschaft vom Vatersein“ in ARTE im Jänner 2023 bringt einige sehr interessante Ergebnisse zu Tage. Ergebnisse, die von international renommierten Wissenschafter:innen stammen und auf die Wichtigkeit von aktiver Vaterschaft hinweisen.
Einige eindeutige Ergebnisse davon sind: Männer verändern sich als Väter hormonell, hirnphysiologisch und sozial und ziehen mit Müttern gleich. Kümmern sich Väter um ihre Kinder, tut sich ähnliches in ihrem Hormonsystem wie bei Müttern. Der Prolaktinspiegel steigt in der Zeit vor der Geburt. Das Bindungshormon Oxytocin erreicht gar den gleichen Spiegel wie bei Müttern. Das Bindungsnetzwerk im Hirn wird – wie bei Müttern – aktiviert. Je mehr sich Väter um das Baby kümmern, umso mehr nähert sich das väterliche Aktivierungsmuster im Gehirn dem der Mutter an. Aus Sicht der Wissenschaft, gibt es zwei Wege zur Elternschaft: über die Biologie und über die Beziehung bzw. die Interaktion mit dem Kind. Das heißt: Je aktiver du als Vater bist, desto besser fürs Kind. Was auch noch wichtig ist: Je mehr Verantwortung du als Vater einbringst, umso besser ist in der Regel auch die Beziehung zur Kindesmutter.
Beschäftigen sich Väter schon mit Babys in den ersten Monaten, zeigt sich bereits 1-2 Jahre später, dass Kinder kognitiv besser entwickelt sind als wenn Väter das nicht tun. Beim spielerischen Raufen (meist mit den Vätern) lernen Kinder ihre Gefühle besser zu regulieren. Wenn sie zu fest hinhauen, bekommen sie die Rückmeldung, dass das weh tut. Ihre Empathie entwickelt sich stärker. Pubertierende Jugendliche können Konflikte besser regulieren, wenn sie mit den Vätern eine gute Beziehung hatten.
Hier einige Auszüge und Zitate aus der ARTE-Dokumentation:
Zeit der Schwangerschaft:
- Väter, die sich während der Schwangerschaft mehr einbringen, engagieren sich auch später mehr.
- Ab dem 6 Schwangerschaftsmonat erkennen Baby die Stimmen von Müttern und Vätern
- Wenn Väter den Bauch der Mutter massieren, reagieren die Kinder darauf mit einem höheren Herzschlag und/oder indem sie ihre Hand länger von innen an den Bauch halten, als sonst.
- Auch bei Männern steigt vor der Geburt das Hormon Prolaktin (zuständig für die Muttermilch)
- Couvade-Syndrom: Männer haben oft ähnliche Symptome wie Frauen in der Schwangerschaft (Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen, Ängstlichkeit, Schlafstörungen, Rückenschmerzen.)
Geburt und danach:
- Testosteron sinkt bei Männern um bis zu einem Drittel. Solange Väter irgendwie mit dem Kind in Kontakt sind, steigt der Testosteronspiegel auch nie mehr aufs ursprüngliche Niveau.
- 5-10% der Väter leiden an Symptomen einer postportalen Depression.
- Die allgemeine Ansicht ist, dass vor allem Mütter in der Lage sind, sich um Kinder zu kümmern. ABER: 6 Monate nach der Geburt ist das Bindungshormon Oxytocin bei Männern ähnlich hoch, wie bei Müttern.
Aus biologischer Sicht ist es also klar, dass auch Väter gleichermaßen in der Lage sind sich um Kinder liebevoll zu kümmern. - Wie sehr Männer sich mit ihrer Vaterrolle identifizieren, hänge davon ab, wie viel sie in die Fürsorge der Kinder investieren. Das Verhalten nimmt Einfluss auf die Biologie. Je mehr man sich um das Kind kümmert, desto mehr wird sich das Gehirn aufgrund dieses Bindungsverhaltens neu organisieren (beim Mann).
- Die Bindungsnetzwerke in den Gehirnen von Müttern und Vätern werden durch die Stimuli der Kinder aktiviert.
- Die Amygdala („Alarmglocke“) ist bei den Müttern 5x stärker aktiviert als bei Vätern. Allerdings ist die STS-Region bei Vätern stärker aktiviert. Das ist der Bereich in dem wir Säuglinge durch deren nonverbale Signale verstehen.
Das heißt, aus Sicht der Wissenschaft, dass es zwei Wege zur Elternschaft gibt: Über die Biologie und über die Beziehung bzw. die Interaktion mit dem Kind. - Je mehr sich Väter um das Baby kümmern umso mehr nähert sich das väterliche Aktivierungsmuster im Gehirn dem der Mutter an. Die väterliche Gehirnaktivierung hängt also von aktiver Fürsorge ab, während es bei den Müttern einfach so erfolgt.
Allgemein:
- Väter spielen in der Regel körperlich wilder als Mütter.
- Beschäftigen sich Väter schon mit Babys in den ersten Monaten, zeigt sich bereits 1-2 Jahre später, dass Kinder kognitiv besser entwickelt sind, als wenn Väter das nicht tun.
- Beim spielerischen Raufen (meist mit den Vätern) lernen Kinder ihre Gefühle besser zu regulieren. Wenn sie zu fest hinhauen, bekommen sie die Rückmeldung, dass das weh tut. Sie entwickeln ihre Empathie stärker
- Pubertierende Jugendliche können Konflikte besser regulieren, wenn sie mit den Vätern eine gute Beziehung hatten.
- Das Wichtigste ist, sich immer wieder mit den Kindern zu beschäftigen.
- Schweden: Karenz = Elternzeitmodell: 8 Monate für Mütter und 8 Monate sind für Väter vorgesehen. 5 Monate davon können auf den anderen Elternteil übertragen werden. 3 Monate aber müssen selber genommen werden. Wenn nicht, verfällt diese Zeit. Rund 80% der Väter nehmen Elternzeit.
Aussagen eines Vaters:
„Wenn du am Sterbebett liegst und überlegst was du gern anders gemacht hättest, dann denkst du nicht, du wärst gern mehr im Büro gewesen. Nein, aber mehr Zeit mit dem Kind verbringen schon.“
„Wir Väter“
für eine verantwortungsvolle Vaterschaft von Anfang an
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch der Forschungsverbund CENOF (Cnetral European Network on Fatherhood), welcher 2013 gegründet worden ist. Ein Zusammenschluss von Forscher:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, welcher zu bahnbrechenden Ergebnissen gekommen ist.
Mehr dazu im nächsten Artikel….