“Männerministerium. Ja bitte!” – Replik auf Standard-Kommentar “Halbe-halbe bei der Geschlechterpolitik!”
Am 22. Oktober erschien folgender Gastkommentar von Josef Christian Aigner im Online-Standard:
Halbe-halbe bei der Geschlechterpolitik!
Wer die noch immer bestehenden patriarchalen Strukturen aufbrechen will, muss mehr in die Arbeit mit Männern investieren. Ein eigenes Ministerium könnte da Wunder wirken
Von einem egalitären Geschlechterverhältnis sind wir – etwa bei der Kindererziehung – noch weit entfernt. Woran das liegt und was man dafür tun müsste, dem widmet sich der Bildungswissenschafter und Psychoanalytiker Josef Christian Aigner in diesem Gastkommentar.
Nachfolgend die Replik von Wir Väter-Obmann Anton Potoschnig, die am 4. November in der Print-Ausgabe des Standards veröffentlicht wurde:
Männerministerium. Ja bitte.
J. C. Aigner hat einen wichtigen Punkt in der Geschlechterdebatte erkannt. Um Männer ins „familiäre Boot“ bzw. aus dem patriarchalen Eck zu holen, bedarf es eines positiven Zugangs zu Männlichkeit und mehr an Ressourcen. Das Maß an schlechtem Gewissen weiterhin anzuhäufen, wird männliche Verhaltensrenitenz nicht aufzubrechen vermögen. Um den Ursachen näher zu kommen, braucht es vor allem Aufmerksamkeit. Eine solche könnte durch ein Männerministerium durchaus erzielt werden.
J.C. Aigner führt aus, dass Burschen/Männer durchaus auch zu Verlierern unserer Zeit zählen, und weist dabei auf den Bildungsgap hin (16 % weniger Maturaabschlüsse als junge Frauen und viel weniger Akademikerabschlüsse).
Warum es ihm dennoch wichtig ist, sich im selben Artikel von „fragwürdigen Väterrechtlern“ (welche ebenso auf Benachteiligungen in anderen Bereichen hinweisen) abzugrenzen und sie in einem Atemzug mit rechten Populisten gleichzusetzen, wirft die Frage auf, an wen er dabei gedacht hat. Mehr noch befremdet es jedoch, dass ein Diskursbeitrag offenbar nicht ohne Kategorisierung bzw. Freund/Feind-Schema auskommt. Hinhören, abwägen, wenn nötig korrigieren. Ja. Aber bitte macht Schluss mit diesem undifferenzierten Abstempeln. Oder darf man für Männer nur etwas fordern, wenn man gleichzeitig anderen Männern vorher eins reingewürgt hat?
Anton Pototschnig
Obmann von „Wir Väter“