Neue Väterrollen: Wie Millennials die Familiendynamik revolutionieren
Es verändert sich etwas, wenn auch langsam
Frauenorganisationen beklagen einen „Backlash“, da in Amerika unter Trump vermehrt ein traditionelles Familienmodell propagiert und durch politische Maßnahmen wie Steuererleichterungen für traditionelle Familienformen gefördert wird. Dieser Trend wird von Kritikern als Versuch gesehen, Geschlechterrollen zu konservieren und Gleichberechtigung zu behindern. Daher sind in diesem Zusammenhang aktuelle Studien zum Verhalten von Vätern (in den USA) interessant. Das Pew Forschungsinstitut hat 2023 eine Auswertung der statistischen Daten des Arbeitsministeriums durchgeführt. Etwa drei Viertel der Erwachsenen (77 %) sagen, dass es Kindern, die in einem Haushalt mit einer Mutter und einem Vater aufwachsen, besser geht, wenn sich beide Elternteile gleichermaßen auf ihren Job oder ihre Karriere und die Betreuung von Kindern und Haushalt konzentrieren.
Die Zahl der Väter, die spät von der Arbeit nach Hause kommen und ihre Kinder nur am Wochenende sehen, verschwindet rapide. Millennial-Väter haben dieses Modell auf den Kopf gestellt, indem sie die Zeit, die sie ihren Kindern widmen, erheblich steigern und sich aktiv an jedem Aspekt ihrer Entwicklung beteiligen. Im Vergleich zu Vätern im Jahr 1965 verdreifachten sie die Zeit, die sie für die Betreuung ihrer Kinder aufwendeten. 1982 gaben 43 % der Väter an, noch nie eine Windel gewechselt zu haben, 2023 waren es nur mehr 3 % (Quelle: Pew Forschungsinstitut 2023). Auch in der Hausarbeit leisten sie etwa 30 Minuten mehr pro Tag als ihre eigenen Väter. Millennial-Väter sind bei 77 % der Abendroutinen, 65 % der Badezeiten, 61 % der Arztbesuche, 60 % der Morgenroutinen und 55 % der Kinderaktivitäten anwesend. Mehr als die Hälfte (57 %) der Millennial-Väter betrachten Elternschaft als integralen Bestandteil ihrer Identität, ein Prozentsatz, der somit fast mit jenem der Mütter (58 %) identisch ist.
Veränderte Familiendynamik und gesellschaftliche Wahrnehmung
Die größere Präsenz von Millennial-Vätern hat die Familiendynamik erheblich verändert. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Kinder mit aktiv beteiligten Vätern bessere Verhaltens-, emotionale, soziale und kognitive Ergebnisse zeigen, wie etwa eine erhöhte emotionale Stabilität, verbesserte schulische Leistungen und ein geringeres Risiko für Verhaltensprobleme. Aus emotionaler Sicht profitieren Kinder von der Anwesenheit ihrer Väter. Die aktive Beteiligung des Vaters trägt zu besseren sozialen Fähigkeiten und besseren Beziehungen zu Gleichaltrigen bei (Quelle: “Fathers’ involvement and children’s developmental outcomes: a systematic review of longitudinal studies” von Anna Sarkadi, Robert Kristiansson, Frank Oberklaid, Sven Bremberg 2008).
Leider ist das noch nicht bis zu den Schulen (auch bei uns) durchgedrungen, wie eine Studie der Tufts University zeigt: Schulen neigen immer noch dazu, zuerst die Mütter zu kontaktieren und dabei die Einbeziehung der Väter oft außer Acht zu lassen. Auch in den Medien ist noch Luft nach oben. Beispielsweise könnten TV-Produktionen verstärkt positive und vielseitige Darstellungen von Vätern zeigen, um veraltete Stereotypen abzubauen. Zudem wäre eine gezielte Zusammenarbeit mit Medienunternehmen sinnvoll, um die Präsenz von aktiven Vätern in Nachrichten, Werbung und Unterhaltung zu fördern. Die Brigham Young University hat herausgefunden, dass fast 40 % des Vaterverhaltens, das in Fernsehsendungen für Kinder im Alter von 9 bis 14 Jahren gezeigt wird, als lächerlich oder peinlich dargestellt wird, wodurch veraltete Stereotypen aufrechterhalten werden, wie etwa in Serien wie “The Simpsons” oder “Family Guy”, wo die Vaterfiguren durchweg als unfähig und unreif dargestellt werden.
Quelle: Futuro Prossimo