Trennung ohne Klischees: Fairness statt Vorurteile

Der Artikel „Trennungen: Wenn Frauen gehen wollen“ im Standard vom 14. Februar 2025 zeichnet ein einseitiges und verzerrtes Bild von Trennungen, indem er fast ausschließlich Frauen als Opfer und Männer als Verantwortliche für das Scheitern von Beziehungen darstellt. Eine differenzierte Betrachtung der Herausforderungen, die beide Geschlechter nach einer Trennung erleben, bleibt leider aus.

Ja, es gibt ungleiche Arbeitsteilung und mentale Last in Beziehungen. Ja, viele Frauen kämpfen mit finanziellen Unsicherheiten nach einer Trennung. Doch das ist nur ein Teil der Realität. Genauso erleben viele Väter Trennungen als existenziellen Einschnitt – nicht nur emotional und finanziell, sondern auch juristisch und gesellschaftlich.

Ein zentraler Punkt, der in der Debatte oft untergeht, ist, dass Väter nach Trennungen oft in eine schwache rechtliche Position geraten. Während Frauen als Hauptbezugspersonen der Kinder gesellschaftlich und juristisch gestützt werden, müssen viele Väter um das Recht kämpfen, gleichberechtigt für ihre Kinder da zu sein. Die Standardannahme, dass Kinder nach einer Trennung bei der Mutter leben, führt dazu, dass viele Väter in eine Wochenendbetreuungsrolle gedrängt werden – unabhängig davon, wie aktiv sie zuvor in der Familie waren.

Gleichverantwortung statt Schuldzuweisung

Eine faire Betrachtung von Beziehungsarbeit und Trennungsfolgen muss sich von Stereotypen lösen. Nicht jeder Mann ist „emotional nicht verfügbar“ oder „vermeidet Verantwortung“, so wie nicht jede Frau per se „die Last der Familie alleine trägt“. Statt pauschalem Männer-Bashing braucht es eine Diskussion darüber, wie echte Gleichberechtigung in und nach Beziehungen aussehen kann.

Dazu gehören u. a. folgende Maßnahmen:

  • Paritätische Doppelresidenz als Standardmodell: Kinder sollten nach einer Trennung weiterhin beide Eltern im Alltag erleben können, anstatt einen Elternteil auf ein Besuchsrecht zu reduzieren.
  • Fairer Einkommensausgleich nach der Trennung: Wenn in einer Beziehung traditionelle Rollen gelebt wurden, muss es für einen Übergangszeitraum finanzielle Ausgleichsmechanismen geben – aber mit einer klaren Perspektive auf finanzielle Eigenständigkeit.
  • Mehr Väterbeteiligung in der frühen Familienphase: Anreize für Väterkarenz, bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie für beide Elternteile.
  • Kinderbetreuungsplätze ausbauen: Ohne flächendeckende Betreuungsmöglichkeiten bleibt Wahlfreiheit für Frauen und Männer eine Illusion.

Es braucht einen konstruktiven, lösungsorientierten Dialog, der Väter nicht als Problem, sondern als Teil der Lösung begreift. Nur wenn wir Trennungen so gestalten, dass beide Eltern Verantwortung übernehmen können, profitieren die Kinder langfristig.

Statt einseitiger Schuldzuweisungen und damit einhergehend einer Spaltung der Gesellschaft, wäre es an der Zeit, darüber zu sprechen, wie wir die Rahmenbedingungen für echte Gleichverantwortung schaffen.

Robert Seyfriedsberger
Für den Verein „Wir Väter“


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