Neue Serie: Erfahrungsberichte von Vätern – Ein Blick hinter die Kulissen des Familienrechts
Zu oft hören wir von Vätern, die nach einer Trennung um ihr Recht kämpfen müssen, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Zu oft erleben wir, dass engagierte Väter auf Hindernisse stoßen – sei es durch Vorurteile, langwierige Verfahren oder eine einseitige Systemstruktur. Doch was bedeutet das konkret? Welche Herausforderungen erleben Väter in diesen Situationen? Und was können wir daraus lernen?
Mit unserer neuen Blogserie „Erfahrungsberichte“ möchten wir genau diesen Geschichten eine Plattform bieten. Wir wollen den Vätern eine Stimme geben, die sich tagtäglich für ihre Kinder einsetzen. Wir möchten den Blick öffnen für die realen Erlebnisse, die sich hinter trockenen Paragraphen, Gerichtsurteilen und bürokratischen Prozessen verbergen.
Jeder Fall ist einzigartig, aber viele Väter machen ähnliche Erfahrungen:
- Plötzlich nur noch Besucher im Leben des eigenen Kindes zu sein
- Lange Verfahren, die das Kindeswohl nicht immer in den Mittelpunkt stellen
- Ein System, das Väter oft nur als „ergänzend“ und nicht als gleichwertig sieht
- Das ständige Ringen darum, eine Beziehung zum eigenen Kind aufrechtzuerhalten
Mit unserer neuen Serie wollen wir zeigen, dass Väter nicht alleine sind. Dass sie Unterstützung finden können. Dass sie sich vernetzen und voneinander lernen können. Und vor allem: Dass es wichtig ist, ihre Geschichten sichtbar zu machen, um eine gerechtere Familienpolitik zu fördern.
Den Anfang macht die Geschichte eines Vaters, der seit 2022 darum kämpft, weiterhin eine aktive Rolle im Leben seiner Tochter zu spielen.
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Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht? Möchtest du anderen Vätern Mut machen oder auf Missstände hinweisen? Dann sende uns deinen Erfahrungsbericht!
Vater sein – gegen alle Widerstände
Als ich mich 2022 nach mehr als 10 Jahren Beziehung von meiner Partnerin trennte, hätte ich nie gedacht, welche Hürden mich in den kommenden Jahren erwarten würden. Ich war immer ein präsenter Vater für meine Tochter, die 2014 geboren wurde. Wir hatten eine enge Bindung, unzählige gemeinsame Erlebnisse, und ich war fester Bestandteil ihres Alltags. Doch mit der Trennung änderte sich alles.
Plötzlich wurde meine Rolle als Vater infrage gestellt. Die Mutter gewährte mir zunächst nur alle 14 Tage Kontakt – von 9 Uhr bis 19 Uhr. Ein Bruch mit dem bisherigen Alltag meiner Tochter und mir. Ich wollte weiterhin ein aktiver Vater sein, Verantwortung übernehmen, für mein Kind da sein. Doch statt Unterstützung erlebte ich Widerstand: von der Mutter, von Institutionen, von einem System, das es Vätern oft unnötig schwer macht.
Ich kämpfte für mehr Zeit mit meiner Tochter. Ich begegnete Gerichtshelfern, Gutachtern, Kinderbeiständen, Psychologen, Jugendämtern, Schulvertretern und Familienberatungen. Jeder dieser Akteure hat seine eigene Sichtweise, seine eigenen Empfehlungen, doch eines fiel mir immer wieder auf: Der Vater wird in vielen dieser Prozesse oft als zweite Wahl gesehen – als Ergänzung, aber nicht als gleichwertiger Elternteil.
Der lange Kampf um Gleichberechtigung
Die Verfahren zogen sich hin. Immer wieder wurde über meine Rolle als Vater diskutiert, als ob es einer besonderen Begründung bedürfe, dass ein Kind beide Eltern braucht. Es war zermürbend, immer wieder gegen Vorurteile ankämpfen zu müssen.
2024 kam dann endlich ein Urteil, das besagte:
✔ Gemeinsame Obsorge.
✔ Klare und geregelte Kontaktzeiten.
✔ Ein gerechteres Verhältnis zwischen den Elternteilen.Mein Kontaktrecht wurde folgendermaßen festgelegt: In geraden Kalenderwochen von Donnerstag bis Montag, in ungeraden Wochen von Donnerstag bis Freitag. Zudem bekam die Mutter Auflagen, die das Gericht festlegte, um sicherzustellen, dass meine Tochter nicht weiter manipuliert wird.
Für mich war das ein großer Erfolg – endlich eine geregelte Beziehung zu meiner Tochter! Doch dieser Erfolg hielt nicht lange an. Die Mutter legte Einspruch ein. Und obwohl das Urteil in zweiter Instanz bestätigt wurde, blieb die Unsicherheit.
Gerichtsurteile sind nicht alles – der wahre Kampf beginnt danach
Ende 2024 fand erneut eine Verhandlung statt. Wieder versuchte die Mutter, meine Zeit mit meiner Tochter einzuschränken. Sie wollte mir den Sonntag nehmen. Sie wollte, dass unsere Tochter nicht mehr bei mir übernachten darf. Doch das Gericht entschied erneut: Die bestehende Regelung bleibt bestehen.
Ich sollte erleichtert sein – doch ich weiß, dass ein Urteil auf Papier oft nicht bedeutet, dass sich alles reibungslos umsetzen lässt. Denn wenn ein Elternteil den anderen systematisch aus der Verantwortung drängen will, helfen auch gerichtliche Entscheidungen nur begrenzt.
Warum erzähle ich meine Geschichte?
Weil ich weiß, dass ich nicht der Einzige bin. Es gibt unzählige Väter, die ähnliche Kämpfe führen. Die sich nichts sehnlicher wünschen, als einfach nur für ihre Kinder da zu sein. Die sich immer wieder fragen, warum sie sich für etwas einsetzen müssen, das eigentlich selbstverständlich sein sollte: die gleichwertige Elternschaft.
Ich habe gelernt, dass es in unserem System keine Garantie für Gerechtigkeit gibt. Dass ein Vater, der sich um sein Kind kümmern will, oft wie ein Bittsteller behandelt wird. Dass Väter es schwer haben, wenn sie gleichwertige Verantwortung übernehmen wollen – und noch schwerer, wenn sie nach einer Trennung für ihr Kind kämpfen müssen.
Doch ich habe auch gelernt, dass es sich lohnt, nicht aufzugeben. Dass Beharrlichkeit wichtig ist. Dass es wichtig ist, für sich und seine Kinder einzustehen – auch wenn der Weg schwer ist.
Ich hoffe, dass meine Geschichte anderen Vätern Mut macht. Dass sie zeigt: Ihr seid nicht allein. Es gibt Hoffnung, auch wenn es manchmal nicht so scheint. Und es gibt einen Weg, auch wenn er steinig ist.
Lasst uns gemeinsam für eine Gesellschaft kämpfen, in der Vaterschaft nicht mehr als eine Option gesehen wird – sondern als ein gleichwertiger, selbstverständlicher Bestandteil im Leben eines Kindes.