Care Arbeit führt zu Einkommensnachteilen, nicht das biologische Geschlecht

Der Verein „Wir Väter“ unterstützt alle Bemühungen, damit ein Engagement für die Familie nicht zu Einkommenseinbußen und Altersarmut führt.

Zu Recht wird darauf hingewiesen, dass

  • der Zeitaufwand für Familienarbeit (Erziehung / Pflege) durch Familienangehörige großteils unbezahlt durchgeführt wird und damit nicht für bezahlte Arbeit zur Verfügung steht.
  • sich dieser Zeitaufwand und seine Priorisierung die Möglichkeiten für eine berufliche Karriere behindern oder ganz verhindern.
  • dass diese Arbeit, gegenüber anderen Tätigkeiten, unterbewertet und unterbezahlt ist und somit auch zu finanziellen Nachteilen bei der Altersversorgung (Renten) bzw. Altersarmut führt.

Unrichtig ist somit, dass die og. Faktoren ausschließlich Frauen betrifft und diese somit diskriminiert werden. Denn ebenso davon betroffen sind (die Minderheit von) Männer, welche partnerschaftlich ihren Teil der Kinderbetreuung übernehmen und oft in sog. Frauenberufen (z.B. Sozial-, Pflege und Bildungsbereich) tätig sind, weil es dort leichter ist Teilzeitstellen zu bekommen und die Arbeitszeiten flexibler bzw. familienfreundlicher gehandhabt werden. Sie sind ebenso von Karriere-Nachteilen, geringeren Einkommen sowie Pensionen betroffen wie Frauen. Arbeitszeit und Familienzeit hängen eng zusammen. Mehr Erwerbsarbeit für Frauen geht nur Hand in Hand mit mehr Familienzeit für Männer. Insofern geht es unserer Meinung nach mehr um einen „Family Gap“, denn um einen „Gender Gap“.

In Bayern wiesen Frauen zwischen 25 und 35 Jahren, die keine Kinder haben oder nur kurz Elternzeit in Anspruch nahmen, gegenüber Männern nur einen statistisch nicht relevanten Gehaltsunterschied von zwei Prozent auf. Dauerte die Job-Pause maximal 18 Monate, reduzierte sich der Gehaltsunterschied lt. DIW Studie zu den Männern von 11 auf weniger als 2 Prozent. Ähnliches zeigt eine Grafik des Katapult Magazins:

Insofern gibt es im Standard-Artikel von Bettina Pfluger zum Equal Pay Day einige Ungereimtheiten. Einerseits schreibt sie davon, dass die Analyse des gewerkschaftsnahen momentum Instituts die Einkommensunterschiede von Eltern in den Fokus nimmt, um im nächsten Absatz Sophie Achleitner zu zitieren „Gleiche Arbeit muss gleich bezahlt sein“. Ebenso wird das erwähnte automatische Pensionssplitting weder von der Gewerkschaft noch von der Arbeiterkammer vorbehaltlos begrüßt.

„Für die Frauen- und Familienpolitik bedeutet das automatische Pensionssplitting eher einen Rückschritt. Es werden sogar Anreize für Frauen geschaffen, weniger Erwerbsarbeit zu leisten bzw. später in das Berufsleben zurückzukehren. Eine zeitgemäße Familienpolitik sollte aber Anreize für die partnerschaftliche Aufteilung der Familienarbeit schaffen und beispielsweise Modelle entwerfen, die auch auf eine höhere Inanspruchnahme von Väterkarenz abzielen.“
(AK Wien im AW Blog).

Auch das WIFO attestiert dem automatischen Pensionssplitting keine allzu große armutsreduzierende Wirkung (siehe Standard Artikel) Ebenso bleiben viele Fragen offen, wie es bei Patchworkfamilien anzuwenden wäre.

Es müssen Stereotypen und Traditionen aufgebrochen werden, welche von Männern aber auch Frauen aufrechterhalten und fortgeführt werden. Väter- und Mütterrollen definieren sich gegenseitig: Geschlechtergerechtigkeit ist nur gemeinsam und in Anerkennung der wechselseitigen Abhängigkeiten möglich. Zukunftsweisend sind lebensphasenorientierte Teilzeitmodelle wie „Familienarbeitszeit“ und verpflichtende* Väterkarenzmonate wie in Skandinavien (*damit sind Karenz Monate gemeint, welche verfallen, wenn sie nicht vom Vater in Anspruch genommen werden).

Völlig kontraproduktiv sind Urteile nach einer Trennung, die Väter, welche sich davor aktiv in die Kinderbetreuung eingebracht haben, nun wieder auf die Ernährerrolle reduzieren und ihnen geringe „Kontaktzeiten“ zugestehen (siehe VZKE – Vater-Kind-Zeit-Ende Tag am 17.2.) und selbst diese werden in nicht wenigen Fällen von den Müttern mit oberflächlichen Argumenten torpediert.

Michael Bockhorni
Vorstand „Wir Väter“


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